25. Blog - Als wär´s ein Stück von mir

30.04.2019

Als wär‘s ein Stück von mir –
so überschreibt Carl Zuckmayer seine Autobiografie. Unser Leben mit einem Theaterstück zu vergleichen, ist gar nicht so abwegig.
Auch der amerikanische Soziologe Erving Goffman beschreibt schon vor Jahren in seinem amüsanten Buch „Wir alle spielen Theater“ unsere Selbstdarstellungen in Familie und Beruf, die in ihrer Bandbreite all das umfassen, was Menschen eben gerne aufführen. So reicht unser Spielplan vom Märchen bis zum Krimi, vom Heldenepos bis zur Komödie und zum Trauerspiel.

Eine Biografie des bekannten Fußball Trainers Jürgen Klopp ist überschrieben mit einem seiner Lieblingssätze: „ich mag, wenn‘s kracht“. Seinen begeisternden Stil überträgt er beim Training wie ein Regisseur auf seine Mannschaft. So können auch wir alle unser eigenes bevorzugtes Theaterstück mit einem Motto überschreiben. Unser Stück hat ein individuelles Drehbuch, mit einem Anfang, einem Höhepunkt und einem Ende. Wir stoßen auf Hindernisse, reagieren mit emotionalen Varianten, schmollen oder trotzen, jubeln über ein glückliches Ergebnis oder sind frustriert über das Ergebnis.

In gruppendynamischen Workshops zur Transaktions – und Skriptanalyse haben die Teilnehmer Gelegenheit, das Drehbuch ihres bevorzugten Theaterstücks herauszufinden. Unser sogenanntes Lebensskript wiederholen wir in kleinen Sequenzen mehrmals am Tag. Es scheint uns Menschen Sicherheit zu geben, in körpersprachlichen emotionalen Ritualen als Miniskript zu wiederholen, was uns antreibt und bremst, motiviert und worin wir Sinn, Ziel und Handlungsmotor für unser Leben sehen. Meist folgen wir Botschaften, die uns in jungen Jahren von den Eltern vermittelt wurden. Auf diese hin haben wir Entscheidungen getroffen, diesen Botschaften zu folgen oder einen anderen manchmal gerade entgegengesetzten Weg für unser Handeln einzuschlagen. Das vermeintlich Gute an diesem Drehbuch ist, dass es unsere Sicherheitsbedürfnisse befriedigt. Es hindert uns aber andererseits daran, Kreativität und andere Verhaltensoptionen zu nutzen. So wiederholen wir 95 % (siehe Dispenza 2018) unserer Zeit immer wieder gleiches Denken, Fühlen und Verhalten. Der private Spielplan unseres „Theaters“ hat aber noch unermesslich viele andere Möglichkeiten. Wenn wir auf sie verzichten, begeben wir uns der Möglichkeit, uns neu zu erfinden und zu inszenieren und brachliegende Ressourcen zu nutzen.

Maskenskulptur

 

 

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