26. Blog - Nur ein Selbst-Manager ist ein guter Manager

14.05.2019

Meine ersten Gehversuche als Führungskraft waren holprig. Ich erinnere mich noch gut daran. Gerade hatte ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen, als ich in einer jungen Unternehmung angestellt worden bin. Den Kopf voller Ideale und Visionen freute ich mich richtig darauf, mit meinem Team durchzustarten. Was ich nicht erwartet hatte: mein Team konnte zunächst mit mir nicht viel anfangen. Warum? Ich musst erst lernen mich führen zu lassen und mich selbst zu führen. Erst mit diesen beiden Schritten, die immer noch andauern und entwickelt werden, wurde es leichter und einfacher für beide Seiten. Anfangs als Teamleiter, später als Geschäftsführer und Gesellschafter.

 

Lernen, sich führen zu lassen

Das wir uns selbst nicht führen lassen liegt oftmals in frühester Kindheit begründet. Eltern verbieten uns viele Dinge in bester Absicht, um uns zu schützen. Wer kennt nicht den Spruch: „Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kindern nicht“ aus dem Struwwelpeter? Diese Grenzen sind gut und richtig, wobei wir irgendwann einmal anfangen, zu rebellieren und versuchen, unsere eigenen Möglichkeiten auszutesten. Wir lehnen die Autorität der Eltern ab. Später die der Lehrer, der Professoren, der Ausbilder. Wir fühlen uns ausgebremst. Wer kennt nicht den Satz „Mein Gegenüber hat recht und das ärgert mich noch mehr“. Wir sagen es aber nicht. Nur meine Haltung und mein Handeln werden es dennoch ausdrücken und die Beziehung und das Ergebnis negativ beeinflussen. Doch wie wollen wir andere Menschen führen, wenn wir selbst die Autorität anderer nicht akzeptieren können? Die Menschen spüren das. Wir wirken nicht überzeugend, teils zu harsch, teils zu unterwürfig, weil unsicher und unklar. Die gute Nachricht: Sich führen zu lassen ist lernbar. Das heißt nicht, dass jede Entscheidung fraglos zu akzeptieren ist. Vielmehr bedeutet es, sie sachlich zu reflektieren und auch zuzulassen, dass andere Personen (gerade unsere Führungskräfte) recht haben können. Dabei geht es um die innere Haltung der Person gegenüber.

Meine damaligen Vorgesetzten haben mir sehr geholfen, indem sie meine Ausbildung zur Führungskraft nicht nur finanziert haben; sie haben sich auch die Zeit genommen, Feedback zu geben und mit mir an meiner Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten. Ich bin froh und dankbar für die Unterstützung, die ich bekommen habe.

 

Lernen, sich selbst zu führen

Das ist der nächste Schritt auf der Erfolgsleiter als gute Führungskraft. Andere Menschen kann nur der erfolgreich führen, der selbst innere Klarheit besitzt. Der weiß, wofür er steht, der seine Ziele kennt und es versteht, auf sich zu achten. Demut und Achtung den anderen gegenüber. Folgende Fragen können helfen innere Klarheit zu gewinnen:

  • Was ist mir selbst wichtig?
  • Bin ich überzeugt von dem, was ich tue?
  • Wie kann ich meine Akkus wieder aufladen?
  • Was macht mich aus? Wofür stehe ich?
  • Was brauche ich, um mich gut in meiner Rolle zu fühlen?
  • Welche Kompetenzen habe ich, um mich selbst und andere gut zu führen? Welche brauche ich noch?
  • Bin ich in der Lage, Feedback wertschätzend und nicht verletzend zu geben und auch anzunehmen?
  • Wie ist meine Haltung gegenüber Vorgesetzten oder Autoritäten? Kann ich diese annehmen

 

Ein weiterer Vorteil: Wer sich gut führen kann, ist fitter und leistungsfähiger, weil er seine Zeit und Energie nicht auf seine „inneren Konflikte“ verschwendet („mache ich das jetzt, weil ich ein guter Kollege sein will oder traue ich mich, meiner inneren Überzeugung zu folgen?“), sondern sich voll und ganz auf seine Ziele konzentrieren kann. Dies strahlt er aus, und somit überzeugt er auch sein Team.

Lernen, andere zu führen

Das fällt mir um vieles leichter, wenn ich mich selbst führen und führen lassen kann. Dennoch ist noch eine gehörige Portion an Reflektion erforderlich, um eine gute Führungskraft zu sein. Aus meiner Erfahrung gibt es ein ganz großes Thema, bei dem sich die Spreu vom Weizen der Führungskräfte trennt: Feedback nicht verletzend und wertschätzend zu geben und anzunehmen. Zugegen, es braucht Mut, sich selbst zu hinterfragen. Sein Selbstbild mit dem abzugleichen, was das Team zurückspiegelt. Denn wer hört schon gerne, dass er völlig anders wahrgenommen wird als er sich sieht?

Die beste Methode, sich selbst als Führungskraft kennenzulernen und auszuprobieren, ist die Methode der angeleiteten Selbsterfahrung. Wir führen schon seit über 40 Jahren Coachings und Seminare auf dieser Basis durch. Wenn ich an mein erstes Gruppendynamik-Seminar beim Team Dr. Rosenkranz zurückdenke, erlebe ich nochmals ein regelrechtes Karussell an Gefühlen und Eindrücken. Denn mein Selbstbild stimmte mit dem, wie mich andere als Führungskraft wahrgenommen haben, nur in Teilen überein. Teilweise war ich richtig überrascht davon, welches Feedback mir die Gruppe zu mir als Führungsperson gab. Ich hatte aber die Möglichkeit, mich in dem geschützten Raum der Gruppe auszuprobieren, verschiedene Führungsstile zu erproben und direkt wertschätzendes Feedback zu bekommen. Natürlich galt das auch für die anderen Teilnehmer. Diese Erfahrung hat mich sehr bereichert und mir auf meinem Weg geholfen.

Fazit

Unser Umgang mit Autorität wird uns quasi schon in die Wiege gelegt und wir können das ändern, wenn wir es ändern wollen. Es lohnt sich für jeden zu reflektieren, wie es damit bestellt ist, umso mehr, wenn der oder die Betreffende eine Führungsrolle anstrebt. Denn wer Autorität akzeptieren kann (egal, ob fachlich und/oder persönlich) und sich selbst führen kann, der kann auch andere Menschen überzeugen. Dann wirkt er authentisch, überzeugend und glaubwürdig.

 

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