3. Blog - Anpassen oder durchsetzen

11.09.2017

Als junger Handelslehrer stand ich gelegentlich vor einem Problem: Zum Beispiel am Freitag in der 5. und 6. Stunde beim Unterricht "kaufmännisches Rechnen" – ein Fach, von dem weder ich noch die 53 der 13 bis 14 Jahre alten Schülerinnen und Schüler begeistert waren. Bei sommerlich hohen Temperaturen fielen mir meist nur zwei Alternativen ein: Abschalten und geistig auf die Flucht gehen im Laissez Faire Stil oder im Kampf den Lehrstoff durchzusetzen, wie der Lehrplan es befahl. Wir alle waren in einer Verlust-Verlust-Situation.

Natürlich hatte ich, wie jede neue Lehr- und Führungskraft, Lehrgeld zu zahlen. Meine und die emotionale Ausbeute der Schülerinnen und Schüler reichte von Resignation und Wut bis hin zur Befriedigung und gelegentlich auch zur Begeisterung über eine gelungene Unterrichts- oder Führungseinheit. Lehrer und Führungskräfte haben eins gemeinsam: Auf ihre Lehr – und Führungsimpulse erhalten sie, auch wenn sie das nicht wollen, Feedback von ihren Adressaten. Ihre berufliche Lebensqualität hängt davon ab, wie sie durch dieses Feedback lernen.

Unser aller Verhalten ist sowohl geprägt von mehr verstandesgemäßer Lenkung und Kontrolle als auch von den Emotionen, die wir uns bei allem Tun und Lassen erlauben.

Wenn Sie herausfinden wollen, zu welchem Verhaltensfeld Sie neigen, machen Sie folgende Übung.

Übung: Denken Sie an eine Konfliktsituation in Familie oder Beruf, an der mehrere Personen beteiligt waren. Wie viel Lenkung und Kontrolle haben Sie bei wie viel Wert- oder Geringschätzung ausgeübt? Tragen Sie sich in das Diagramm unten ein und schätzen Sie auch Ihre Konfliktpartner ein. Bitten Sie Ihre Konfliktpartner, wenn sich die Wogen etwas gelegt haben, das gleiche auch für Sie zu tun.

Grafische Darstellung von Anpassen oder durchsetzen

Das Diagramm wurde entnommen von Tausch, R. & Tausch, A.M. (1990): „Erziehungspsychologie“, Göttingen.
Ich schätze diese Veröffentlichung des Ehepaars Tausch sehr. Sie dient zur Übung sozial verträglicher Sprachäußerungen und zur Qualifizierung sozial emotionaler Kompetenz.

Eine Gelegenheit, unseren Stil und unsere emotionale Kompetenz zu reflektieren, bietet gruppendynamisches Lernen in Selbsterfahrungsseminaren. Experimentieren mit dem eigenen Verhalten ist die Voraussetzung für bewusst geplante und später auch intuitive Veränderung. Dieser Prozess ist besonders wirksam, wenn wir Lernen und Handeln als Zeuge unserer selbst integrieren.

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