60. Blog - Wie man Tote lebendig macht

30.05.2022
Todmüde vom Kongress zu Hause angekommen erreicht mich die Botschaft vom Ableben von Gerhard Schwarz, der der Gruppendynamik und mir so viel gegeben hat. Wollte Gerhard, den begnadeten Trainer und Redner, nochmals zur Vorstellung seines Buches „Führen mit Humor“, das ich so sehr mag, zu unserem gerade beendeten Kongress gewinnen. Er vertröstete mich auf nächstes Jahr, da würde er sein neues Buch über Steinzeitrituale in Gruppen und Organisationen“ vorstellen.
 
Bin schockiert, sehr traurig und aufgeregt. Wollte Gerhard einmal meiner Frau vorstellen, zumal sie am 6. Oktober wie Gerhard Geburtstag hat. So habe ich nie vergessen, ihm zu gratulieren. Weitere Koinzidenz: beide haben zu dem Thema Humor und Liebe promoviert.
Erinnerungen an viele gemeinsame Projekte, an unser erstes Gruppendynamikseminar 1971 auf Schloss Hernstein, Reisen: Kenia seiner zweiten Heimat… überfluten mich. Nehme sein Jesusbuch zur Hand Was Jesus wirklich sagte, dass er mir nach unserem ersten gemeinsamen Seminar geschenkt hatte, angelockt von dem Untertitel:
 
Wie man Tote lebendig macht
 
Wie das gemeint ist beschreibt er auf dem Umschlagbogen des Buches:
„Er (Jesus) kämpfte daher gegen alle, die Menschen fremdbestimmen oder unterdrücken, nannte sie Teufel und trieb diese aus den „Besessenen“ aus. Damit machte er Tote lebendig, Blinde sehend, Taube hörend usw.“
 
Wien – Heiligenstädter Friedhof – Begräbnis - treffe zuerst Andreas, wir erkennen uns wieder, obwohl wir uns seit 1996 nicht mehr gesehen hatten und dann Paula in tiefer Trauer, seine Lebens- und Arbeitspartnerin. Versuche sie zu trösten und die passenden Worte zu finden. Finde dann auch Magdalena seine Tochter, die auf unserer Kenia-Reise noch Teenager war und die jetzt zu einer erwachsenen Frau Rechtsanwältin geworden ist. Lerne neue in der österreichischen Gruppendynamik renommierte Personen kennen.
 
Flüchte dann aus der Trauergesellschaft - umkreise in der Straßenbahn halb Wien. My heart is down - my head is turning around…Gedanken und Gefühle kommen und gehen - das Leben endet nie - heute am Himmelfahrtstag Schubert - Messe im Stephansdom. Eine Himmelsleiter in Lichtern ist da zu sehen – für einfache Gemüter - passt alles zusammen, nur für mich nicht..  Marc Aurels Worte, des Stoikers auf dem römischen Kaiserthron, gehen mir nicht aus dem Sinn: Bald klopft der Tod bei dir an, und du bist immer noch nicht schlicht und natürlich, seelenruhig, und frei von Angst, dass äußere Dinge dich schädigen könnten, nicht freundlich zu allen Menschen und hast immer noch nicht verstanden, dass Einsicht und gerechtes Handeln ein- und dasselbe sind.
+49 89 / 854 90 71 Zur Anmeldung