7. Blog - Was können Skifahrer und Berater voneinander lernen?

25.10.2017

Beides geht besser mit Achtsamkeit. Sowohl gute Skifahrer wie auch gute Berater verlassen sich ganz auf ihre Sinne. Selbst- und Fremdwahrnehmung sind angesagt, um ganz in der Gegenwart zu bleiben und einen Trance ähnlichen Bewusstseinszustand zu erreichen. Nützlich und hilfreich ist es, dabei die folgenden Fragen wie ein Mantra zu wiederholen:

Was sehe ich hier und jetzt?

Was höre ich hier und jetzt?

Was spüre ich hier und jetzt?

Wenn wir beim Skifahren auf die Geräusche der Ski achten, die Besonderheiten des Geländes einschätzen und spüren, wie unterschiedlich Talski und Bergski bei Gewichtsverlagerungen reagieren, begleiten wir uns selbst im Erleben. Wir sind gleichsam als Zeuge unserer selbst Forscher, Forschungsobjekt und Experimentierfeld zugleich. Einen ähnlichen Pacing– ustand können wir in der Interaktion mit anderen erreichen. Im Beratungsgespräch zum Beispiel können wir uns in die Bedürfnisse des Klienten einfühlen, indem wir auf seine Körpersprache und die Melodie seiner Worte achten, ihn einige Zeit begleiten und uns gleichsam in ihn hineinversetzen. Wir können unauffällig seine Körpersprache imitieren und innerlich seine Worte mitsprechen. So besteht die Chance, seine Empfindungen und Gefühle am eigenen Körper kennen zu lernen, Mitgefühl zu entwickeln und auf seine Gefühle einzugehen. Durch aktives Zuhören und mitfühlendes Zurückspiegeln kommen wir einander näher und finden heraus, wie seine Ziele mit unseren korrespondieren und was wir schließlich tun können und wollen, um ihn führend zu unterstützen, seine Ziele zu erreichen.

Sowohl beim Skifahren wie im Gespräch haben ich und mein innerer Zeuge zu entscheiden, wie viel Zeit in welcher Situation ich ihn begleiten will und wann ich führend die Initiative ergreifen werde. Den richtigen Zeitpunkt für den Übergang vom „Pacing zum Leading“ zu finden, bedarf exzellenter Intuition. Und auch diese ist lernbar.

Hier trennt sich „das Spreu von dem Weizen“, was die Qualität des Skifahrers als auch die des Beraters angeht. Wenn ich Professionalität erreichen möchte, bedarf es lebenslangen Lernens. Wahrscheinlich werden wir nie damit fertig. Sowohl beim Skifahren wie beim Gespräch, besonders beim Konfliktgespräch, lernen wir durch Niederlagen und Fehler. Da hilft nichts anderes als nach dem Hinfallen aufzustehen und einen neuen Versuch zu wagen. Die hawaianischen Kahunas = erfahrene Lehrmeister bezeichnen diese Phase des experimentellen Lernens mit „ pono “. Auf Englisch heißt das: Effectiveness is the measurement of truth. Ein Bayer würde ganz einfach sagen: geht‘s so net, geht‘s anders. Durch professionelle Anleitung unserer Selbsterfahrung kann natürlich der natürliche Lernprozess akzeleriert werden.

Seit Jahren verbinde ich mein Hobby Skifahren mit meinem Beruf als Konfliktmanager und Trainer, indem ich jährlich im Februar, nächstes Jahr zum 37. Mal, im Kloster Neustift in Südtirol bei dem Seminar Konfliktmanagement in der Mittagspause interessierten Teilnehmern „Inner-Skiing“ auf der Plose oder dem Gitschberg anbiete.

Bild eines Skifahrers
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