72. Blog - Wie bestimmen Macht und Liebe unsere Beziehungen? 

31.07.2023

Wie bestimmen Macht und Liebe unsere Beziehungen?

- am Beispiel der Landshuter Hochzeit

 

 

 

Beziehungen privat und beruflich bestimmen die Höhepunkte unseres Lebens.

Wer von uns erinnert sich nicht an das Herzklopfen, das wir bei unserer ersten Liebe empfanden. Wir erinnern uns an die Orte, an denen wir uns trafen, die hohe Zeit der Hochzeit und schließlich auch an die Schmerzen bei Tod, Trennung oder Scheidung.

Die immer wieder wechselnden Beziehungen von Personen in Gruppen und Familien und in Unternehmen sind für uns alle, für Gruppendynamiker und Familientherapeuten nach wie vor ein faszinierendes und herausforderndes Thema.

 

Beziehungen als Kraftfeld

Wie Individuen mit ihrem inneren Team, Familien und betriebliche Arbeitsgruppen zusammenhängen und vernetzt sind und wie sie ihre Energien positiv und negativ verwenden und gestalten, zieht immer wieder, so unterstelle ich, unsere Aufmerksamkeit an. Und hier besonders die Frage, wie wir Einsicht und Verhalten entwickeln können, bei dem alle Beteiligten gewinnen und ihre Konflikte als Gewinner lösen können.

Kontakte und Begegnungen von Menschen haben einen Anfang, meist auch eine hohe Zeit – Höhepunkte - und auch ein Ende. Alle drei Phasen werden, wenn es gut geht, wahrgenommen und erlebt mit Verstand, mit Gefühlen und auch mit dem Herzen.

 

Beziehungsmanagement à la Landshuter Hochzeit

Meine Heimatstadt Landshut feiert alle 4 Jahre die Landshuter Hochzeit, die ein Beispiel dafür ist, wie humane Beziehungen sich auch über Jahrhunderte und über Ländergrenzen hinweg nach einem systemischen Drehbuch entwickeln.

Der Wittelsbacher Herzog Ludwig der Reiche will 1475 seinen Sohn Georg mit einer polnischen Königstochter verheiraten. Ob die beiden Betroffenen damit einverstanden waren, interessierte den Herzog ziemlich wenig. Das zentrale Thema einer Hochzeit: Liebe wurde ignoriert und somit war das Ende der Liebe schon vorprogrammiert.

Die Landshuter Bürger waren damals aus vielerlei Gründen mit dem Beziehungsmanagement des Herzogs nicht einverstanden und sie sahen nun eine Möglichkeit, es dem Herzog heimzuzahlen, indem sie die Hochzeit blockierten. Dessen Absicht war mit der Hochzeit eine Allianz mit Polen zu schmieden, um der Bedrohung durch die Osmanen besser gewachsen zu sein. Und so wandte er alle Kraft auf, durch Versprechungen die Bürger doch noch ins Boot zu holen, um nicht vor den Polen blamiert zu sein. Letzten Endes gelang ihm dies auch und so kam es 1495 dann doch noch zur Landshuter Jahrhunderthochzeit, die in der Erinnerung der Landshuter auch nach gut 600 Jahren noch feierwürdig ist.

 

Angst und Macht als Grundlage für Liebe?

Die Landshuter Hochzeit ist also ein Fest, das auf der Illusion und Hoffnung beruht, dass Angst, Geld und Macht die Liebe schon richten könnten.

Als dem jungen Herzog die Prinzessin überdrüssig wurde, verbannte er sie nach Burghausen, wo eine noch mächtigere Burg als die Landshuter Trausnitz den Wittelsbachern zur Verfügung stand. Die wunderschöne Landshuter Burg wurde sinnigerweise Trausnitz – „Trau Ihnen nit“- genannt. Das Vertrauen zwischen Bürgern und Adeligen war schon, wie der Name vermuten lässt, nicht besonders hoch.

Sie bauten dann den Martinsdom – der ein Kleinod der Hochgotik ist – die höchste Backsteinkirche der Welt, um dem Herzog auf der Burg wenigstens in die Schüssel schauen zu können. So geht die Sage.

Mit der Erbauung der Martinskirche haben Angst, Geld und Macht dann doch noch zu einem Wunder der Schöpfung beigetragen.

 

Anfang und Ende

Liebe scheint Beharrlichkeit und einen langsamen Anfang zu brauchen damit Vertrauen wachsen kann. Dies ist Maximilian, dem angeblich letzten Ritter des Mittelalters, in der Werbung um Maria von Burgund auch gelungen. Aus Machtpolitik ist große Liebe geworden – einer der ganz wenigen Fälle der Geschichte.

Für das Ende der Liebe wurde von kirchlichen Behörden vorgesehen: die Ehe hat zu bestehen, bis dass der Tod euch scheidet.

Der Volksmund empfiehlt, was das Ende der Beziehung angeht:

„Fein sein – beisammenbleiben mags regnen oder winden oder aber schneibn – de Liab is so zart wie a Seifenblasen“.

 

Liebe geht angeblich auch ohne Hochzeit und Ehe.

Die Landshuter haben aber entschieden:

Die Landshuter Hochzeit muss immer wieder gefeiert werden und sei es nur aus Freud an der Freud. Und das ist natürlich ein unwiderlegbares Argument.

 

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