Die Frau eines guten Freundes ist vor ein paar Wochen verstorben. In den letzten fünf Jahren hat mein Freund sie liebevoll betreut und ist kaum von ihrem Krankenbett gewichen. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, bei meinen Samstagseinkäufen immer auch einen kleinen Blumenstrauß für die beiden mitzubringen; so auch am Samstag vor ihrem Ableben. Ich wusste, dass ihre Lieblingsblumen braun-gelbe Gerbera sind. Das Besondere an diesen Blumen war, dass sie gewöhnlich drei Wochen lang blühten, ohne zu verwelken. Weinend berichtete mir mein Freund, als seine so sehr geliebte Frau verstarb, dass die Blumen zur selben Stunde ihre Köpfe hängen ließen. Vielleicht waren die drei Wochen um, vielleicht hatten sie zu wenig Wasser, oder vielleicht reagieren Pflanzen sensibler auf ihre Umgebung, als wir es verstehen können. Dieser letzte Strauß durfte nicht zu ihr ins Krankenhaus gebracht werden. Also standen die Blumen zu Hause und reagierten trotz der Distanz von 20 Kilometern auf ihr Ableben.
So sitze ich nun hier und philosophiere über unsere Energie und unsere Ausstrahlung. Unser Sein besteht nicht in Isolation. Unsere Energie hat eine starke Wirkung auf andere. Die Schwingungen unserer Existenz und unsere Aktionen reichen weit über den Raum hinaus, in dem wir uns gerade befinden. So entstehen unbegrenzt von Zeit und Raum gedankliche, emotionale, oft unbewusste Begegnungsmuster von großer Reichweite und Wirkkraft.
Die Weihnachtskakteen in meinem Treppenaufgang fangen langsam an zu blühen und heißen die Adventszeit willkommen. Wenn ich an ihnen vorbeigehe, erfüllt mich ihr Anblick mit Erinnerungen an vorherige Blütezeiten. Ihr Gedeihen entfacht meine Freude, und vielleicht ermutigt meine Freude auch ihr Wachstum.