"Wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein", so Goethe.
Das Team Rosenkranz, ebenso wie der Rest der Welt, hat sich seit Corona verändert. Wir wachsen und wandeln uns. Neue Teammitglieder sind hinzugekommen, digitale Formate wurden entwickelt und in unser Programm integriert, ein neues Geschäftsführer-Duo wurde eingeführt, und auch meine Tochter Meriel arbeitet zunehmend im Familienunternehmen mit.
Veränderungen werden besonders schnell sichtbar, wenn Möbel umgestellt und Räume verändert werden. Im Institut wurde beschlossen, zu renovieren, Teppiche neu zu verlegen, Wände zu streichen und mit neuen Möbeln die Räume anders zu arrangieren.
Jeder von uns hat Vorlieben und Widerstände gegenüber bestimmten Gegenständen, die wir für unsere Arbeit benötigen. Für manche Mitarbeiter ist es ein Schock, wenn sie von ihrem jahrelang gewohnten Einzelzimmer in ein Großraumbüro wechseln müssen. Für mich haben Schreibtische, Stühle und Arbeitsmittel wie Bücher oder Computer einen großen Einfluss auf meine Leistungsbereitschaft und Kreativität.
In Anbetracht des wachsenden Teams entsteht ein erhöhter Platzbedarf. Daher gebe ich mein Büro auf, um es meinen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Ich gebe zu, dass die Veränderung mich betrifft und ich nur schweren Herzens damit einverstanden bin. Der vor vielen Jahren sorgfältig ausgewählte und mittlerweile liebgewonnene belgische Schreibtisch braucht nun ein neues Zuhause.
Ich studiere intensiv die Pläne für den Umbau des Instituts und erkenne erst jetzt, dass die über Jahre von mir sorgfältig aufgebaute Bibliothek auf die Hälfte reduziert werden soll. Bücher sind für mich eine der wertvollsten Ressourcen zum Lernen und Weiterentwickeln. Ich befürchte, dass, wenn die Bücher verschwinden, auch das Interesse an der theoretischen Grundlage unserer Arbeit schwindet, auf die ich so großen Wert lege.
Mein Widerstand gegen diese Veränderungen steigt, und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mich nicht rechtzeitig gekümmert habe. Innerlich formuliere ich schon ein entschiedenes "Nein", überlege jedoch, wie ich meine Ideen noch einbringen kann, ohne die Planer allzu sehr zu verärgern. Fragen und Statements gehen mir durch den Kopf, und ich bitte Tom und Meriel, die in der Woche auf Konfliktmanagementseminar sind, um ein Gespräch.
Ich kann es nicht zulassen, dass unsere in fünfzig Jahren aufgebaute hervorragende Bibliothek reduziert wird. Tom und Meriel agieren als professionelle Konfliktmanager, hören mir aktiv zu und fassen meine Argumente verständnisvoll zusammen, was mich am Ende beruhigt. Die Zeiten haben sich geändert und sie können meinen Vorwurf ihrer "Digitalversessenheit" zwar verstehen, aber nicht vollständig annehmen. Da ich mittlerweile selbst ein Anhänger und Befürworter digitalen Arbeitens geworden bin, - unser Konfliktgespräch wäre ja in der aktuellen Situation ohne das Internet überhaupt nicht möglich gewesen - nähern wir uns im ruhigen, aber intensiven Austausch einer Lösung, die von uns dreien akzeptiert wird.
Alt und neu, Tradition und Moderne, Buch und Computer – alles hat seinen gerechtfertigten Platz.
Mir wird wieder einmal bewusst, wie schwer es mir fällt loszulassen und das Vertrauen zu haben, dass es auch ohne mich (ohne meine Bücher und meinen Schreibtisch) gut, vielleicht sogar noch besser, geht. Ich ziehe mich zum Nachdenken an meinen schönen Schreibtisch zurück, um die Veränderungen zu verarbeiten. Darf ja eigentlich wirklich sehr zufrieden mit unserer Arbeit sein und bin sehr stolz auf unser Team.