20. Blog - Mit Verstand und Gefühl zur Lernenden Organisation

12.12.2018
Lernende Organisation - Was heißt das? Im Seminar Gruppendynamik erleben die Teilnehmer hautnah, wie eine Organisation beginnt zu lernen. Indem Sie zunächst die Kommunikation auf der emotionalen Ebene lernen und ihre Konflikte offen miteinander austragen. Danach integrieren sie die Aufgaben- und Prozessebene und klären ihre Rollen. Klingt einfach? Das zu erreichen ist hochkomplex und erfordert viel Fingerspitzengefühl des Trainerteams.

Die Stationen der lernenden Organisation im Überblick:

  • Sensibilisieren: Unsicherheit öffnet die Antennen für Lernen und Entwicklung. Die Teilnehmer kommen mit Emotionen in Kontakt und versuchen zunächst diese mit typischem Maskenverhalten zu überdecken.
  • Entwicklung erster Ansätze für eine Lernende Organisation, indem sich Allianzen und Untergruppen bilden. Zunächst noch „Wir“ gegen „Ihr“.
  • Irritation dieses Maskenverhaltens und schrittweise Öffnung in der Gruppe.
  • Durch Feedbackschleifen und Konfliktmanagement innerhalb und zwischen den Gruppen beginnt das System sich auszutarieren.
  • Die Feuerprobe: nun kommt die Sachebene ins Spiel und die Teilnehmer sind aufgefordert, ihre Beziehungen untereinander zu klären und gemeinsam eine Aufgabe erfolgreich zu lösen.
  • Anhand dieser Integration von Sach- und Beziehungsebene beginnt die Rollenklärung des Systems. Wer führt? Wer erhält? Wer setzt um? Wer korrigiert?
  • Reflexion des Gruppenprozesses: Wie haben wir den Synergieeffekt der Gruppe gewonnen?
  • Stabilisieren: Die Teilnehmer übernehmen neue Handlungsoptionen in ihr Verhaltensrepertoire
  • Transfer des Gelernten in Familie und Unternehmen

Vom 02. – 07. Dezember 2019 haben wir eine solche Lernende Organisation in einem gruppendynamischen Workshop nachgebildet:

22 Gruppendynamiker und 6 Organisationsentwickler treffen aufeinander. Fast gleich viele Frauen und Männer. Dazu ein Trainerteam aus 3 Männern und 3 Frauen.

Ziel: Lernen, Veränderung durch gegenseitige Beratung zu steuern und eine Lernende Organisation zu entwickeln.

An den ersten beiden Tagen denken und fühlen die Teilnehmer in für sie gewohnten Bahnen und aktualisieren ihre Abhängigkeitsbedürfnisse. Sie rekapitulieren, metaplanfixiert, vergangenheitsorientiert, höchst rational gesteuert ihr Führungsdrehbuch und versuchen die Gruppe zu einem rational gesteuerten Vehikel zu transformieren. Wir TrainerInnen diskutieren, ob wir unsere Zurückhaltung reduzieren und Impulse und Ermutigung für emotionales Lernen schon jetzt setzen dürfen. Beim Mittagessen am Trainertisch lassen wir Gruppendynamik-TrainerInnen uns von den Changemanagern beraten. Sie schlagen uns Aufstellungen vor. Unsere jüngste Trainerin übernimmt energiegeladen diese Anregung und entwickelt sie weiter. Sie geht das Committment ein, 30 Minuten Stimm- und Körperübungen anzubieten. Zögerlich lassen sich die Teilnehmer auf scherzhaftes heftiges Schreien und Fantasiesprache ein und finden nach einiger Zeit Spaß daran.

Sie kommen mit Heiterkeit mit ihren Emotionen, die sie bisher unter ihrer Managermaske verborgen hatten, in Kontakt. Ihnen wird bewusst, dass ihre Körpersprache anders, intensiver wirkt als nur Worte. Sie erleben die allgemein bekannte Weisheit, dass der Körper mehr sagt als 1.000 Worte. Durch das Erleben wird ihnen der Inhalt dieser ‚Weisheit‘ erst wirklich bewusst - Lernen durch Erfahrung.

Der Körper ist die Sprache der Gefühle, Worte sind die Sprache der Vernunft. (siehe Dispenza 2018)

FishBowl: Eine Gruppe beobachtet die andere Gruppe. Die beobachtete Gruppe nimmt die Anregung der Stimm- und Körperübungen der Trainer auf und entwickelt sie weiter. Die Teilnehmer kommunizieren nun die meiste Zeit in Fantasie- und Körpersprache. Sie haben Freude und Spaß an ihren Interaktionen. Sie lassen sich dabei allerdings noch sehr von der Körpersprache der Trainer steuern. Aus der daraus entstehenden Frustration entwickeln sie den Mut, auch ihre Konflikte und Autoritätskrisen mit den Trainern auszutragen und kehren dann gelassen zu einem Konfliktmanagement durch kultivierte Sprache zurück. Auch die außenstehende Gruppe gibt nun Feedback durch Gestik, Mimik, und Körpersprache. Die beiden Gruppen erwachen und entdecken mit Vergnügen ihr emotionales Potential.

Die Gruppendynamiker werden von einer Changemanagement-Gruppe begleitet, die sie unterstützt, rationales und emotionales Lernen zu verbinden. Durch diese Interaktion in und zwischen Gruppen (zwei Gruppendynamik-Gruppen und eine Changemanagement-Gruppe) beginnt die lernende Organisation zu wachsen. Die Changemanager verstärken und gießen diese entstehende „Pflanze“ durch ausgewählte Change-Methoden. Aktives Zuhören, Feedback, Konfrontationstreffen beim abendlichen „Maskenball“, Kraftfeldanalyse und ein Soziogramm unterstützen ihre Impulse. Die Teilnehmer experimentieren mit ihrem neuen Verhalten und feiern ihren großen Erfolg bei einer Entscheidungsübung. Sie haben es fertiggebracht aus 2+2=9 zu machen. Sie haben Widerstandsenergie in und zwischen Gruppen in Kooperationsenergie gewandelt. Anschließend erfolgt eine Reflexion der Rollenverteilung in Gruppen, die zu diesem Synergieeffekt führt. Sie überlegen und üben, wie sie ihr neues Verhalten ohne viel Aufsehen in ihre Familien und Unternehmen transferieren können.

Wir TrainerInnen freuen uns über die erlebte Abenteuerlust und den Mut der Gruppen, sich auf emotionales Lernen einzulassen.

Bei diesem Workshop haben Nina Gutzeit, Jana Brettner, Lena Scheiterbauer, Ralf Vorschel, Siegfried Zahn und Dr. Hans Rosenkranz als Prozessberater, Organisationsentwickler und Trainer mitgewirkt.

Grafik zum Thema Lernende Organisation
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